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Schlafen und doch nichts verschlafen

Gehören Sie zu den Menschen, die Schlafen eher als Zeitverschwendung ansehen und den Psalmvers „Den Seinen gibt er es im Schlaf“ (Psalm 127, 2) als merkwürdig, wenn nicht gar als ungerechtes Ärgernis empfinden, als ein Versprechen, das zumindest auf ihr Leben nicht zutrifft?

Aber auch wenn Sie gerne schlafen, lassen Sie sich im Blogbeitrag (nach einem Artikel von Werner May) einmal wieder erinnern, was biblisch gesehen im Schlaf Gutes passieren kann, was die neuere Forschung über Prozesse im Schlaf herausgefunden hat – und dann kreativ einladen, auch mittags eine kurze Schlafpause einzulegen!

Den Seinen gibt er es im Schlaf.

Der bekannte Bibelvers aus Psalm 127 wird oft so ausgelegt, dass wir uns nicht nur nicht ums Alltägliche sorgen sollen – denn Gott gibt uns schon, was wir brauchen -, sondern dass er sich, während wir schlafen, außerdem aktiv um unsere Herausforderungen und Entwicklungsmöglichkeiten kümmert und es uns deswegen gelingt, mit Erfolg vorwärtszuschreiten.

„Mal drüber schlafen“, das ist für mich keine Vertröstung mehr, sondern eine fast tägliche Gabe, denn oft fallen mir im Schlaf die Lösungen für ein Problem oder neue, gute Ideen richtig zu. Und das will ich nicht verpassen!

Es können, müssen aber nicht immer Träume sein.

Doch manchmal sind es wirklich eindrückliche Träume, wie wir es gerade zu Weihnachten wieder aus dem Matthäusevangelium gehört haben:

“Während Josef noch nachdachte, siehe, da erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sagte: Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist. … Als Josef erwachte, tat er, was der Engel des Herrn ihm befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich.” (Mt 1,20+24)

Und einige Monate später: “Da erschien dem Josef im Traum ein Engel des Herrn und sagte: Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter und flieh nach Ägypten; dort bleibe, bis ich dir etwas anderes auftrage; denn Herodes wird das Kind suchen, um es zu töten. Da stand Josef auf und floh in der Nacht mit dem Kind und dessen Mutter nach Ägypten. Dort blieb er bis zum Tod des Herodes.” (Mt 2,13b – 15a)

„Der Morgen ist klüger als der Abend”

Das sagt ein altes russisches Sprichwort. Dieser Segen scheint mir ein Schöpfungsprinzip zu sein. Denn im Schlaf geschieht etwas, was Kognitionswissenschaftler als das „Default Mode Network“ beschreiben:

„Das Default Mode Network wurde 2001 entdeckt, als Neurowissenschaftler die aktivierten Gehirnareale im vermeintlichen Ruhezustand mit geschlossenen Augen oder ruhig auf einen Punkt fixiertem Blick mit denen verglichen, die während der Lösung von konkreten Aufgaben aktiviert waren. Sie fanden Gebiete, die im Ruhezustand aktiver waren als bei der Konzentration. Nachdem sie Fehldarstellungen ausgeschlossen hatten, erkannten sie, dass das Gehirn Hintergrundaktivitäten zeigt, die im Ruhezustand vorherrschen, aber bei der Konzentration auf konkrete Funktionen heruntergefahren werden.“ (nach wikipedia, Sept. 2022)

Im Schlaf ist unser Gehirn frei von neuen Eindrücken und kann sich auf die bereits gesammelten Informationen konzentrieren. Hier erfolgt ein wichtiger Sortiervorgang: Wichtiges wird von Unwichtigem unterschieden und auch mit im Wachzustand schon Vergessenem verknüpft.

Vielleicht bin ich deshalb ein Fan vom Mittagsschlaf?

 

Nach dem Mittagessen

Plötzlich ist es da,
das Müde,
das sich liebkosend
um jeden Gedanken wickelt,
wie Rosenduft um ein fragendes Herz,
und mich behutsam leitet
in den Trost des Schlafes.

Für Augenblicke
das Glück, nur ich zu sein.
Auch die Stimmen geliebter Menschen
verblassen jetzt als zartes Abendrot.

Unter einem blühenden Kirschbaum,
vom Summen der Bienen,
werde ich erwachen!

Zusammengestellt von Agnes May (Januar 2023)
Nach einem Artikel aus dem eMagazin ge|halt|voll 10.3, S. 20
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