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Dankbarkeit ist mehr als ein Gefühl

„Sag schön danke!“, haben die meisten von uns als Kinder beigebracht bekommen.

Als ob das immer so einfach wäre! Und doch steckt in dieser Aufforderung eine Lebensweisheit: Ich kann mich entscheiden, dankbar zu sein.

Denn Dankbarkeit ist mehr als ein Gefühl. Das untersucht und belegt auch die Dankbarkeitsforschung. „Vom Glück, dankbar zu sein“, heißt zum Beispiel ein Buch des Psychologieprofessors Robert Emmons.

Dankbarkeit ist eine Einstellung

Dankbarkeit ist eine Einstellung, die uns das Leben leichter macht und unsere Gesundheit erhalten kann, auch in schwierigen Umständen.

Diese dankbare Haltung ist eine grundsätzliche innere Entscheidung, die dem Erlebten schon vorausgeht – dem Guten und den Prüfungen, die erwartet oder unerwartet kommen.

Ich öffne mich dafür, die Güte anderer wahrzunehmen, und konzentriere mich weniger auf das Negative.

Gutes wird mir gegeben

Dankbarkeit heißt zu erkennen: Die Quelle für das Gute liegt außerhalb meiner selbst. Es gibt einen Gebenden, der mir absichtlich einen Gefallen erwiesen hat (und dafür auf etwas verzichtet hat). Und als Christ erkenne ich in dieser Quelle des Guten eine Person, den Gott, der mich kennt und versorgt.

Vom Denken zum Danken

Der Philosoph Martin Heidegger schreibt: „Denken ist Danken.“ Ich erreiche den Zustand der Dankbarkeit durch Nachsinnen und mich erinnern. Dazu müssen wir aufgefordert werden und uns bewusst aufmachen.

So lesen wir ja auch an vielen Stellen im Alten Testament, wie Gott sein Volk auffordert, sich an die Wunder und die Versorgung in der Vergangenheit zu erinnern. Es scheint eine bewusste Entscheidung, ein Blickwechsel, sogar ein Aufstehen vonnöten zu sein, um zum Danken zu finden.

Das Gute als Geschenk annehmen können

Unsere Haltungen sind oft gegenläufig: Wir halten Dinge für selbstverständlich, haben hohe Erwartungen und vergessen unser Glück. Dankbarkeit wird für naiv gehalten, sie scheint mit Abhängigkeiten und unangenehmen Verpflichtungen einherzugehen. Sie attackiert unser Unabhängigkeitsbedürfnis und unseren Freiheitsdrang. Sie erinnert uns daran, dass wir auf Hilfe angewiesen waren und sind. Das kann sich unangenehm anfühlen.

Und es sind nicht nur unsere Unachtsamkeit und unser Unabhängigkeitsbedürfnis, die der Dankbarkeit im Wege steht, sondern sie hat noch stärkere Gegenspieler: eine Konsumhaltung (das immer mehr Habenmüssen) und den Neid, den ich anderen gegenüber empfinde, die mehr haben als ich. Beides verunmöglicht Dankbarkeit und zerstört innerlich und äußerlich.

Meine tägliche Entscheidung

Ich will mich immer wieder neu entscheiden, bewusst nachzudenken und Dankbarkeit als Einstellung in meinem Lebensalltag zu kultivieren. Es gibt jeden Tag viele Gelegenheiten dazu.

„Dankbarkeit ist die Mutter aller Tugenden.“ Cicero

Monika Heß

Zwei Buchtipps zum Weiterlesen:

  • Rüdiger Halder: „Gottes Begrenzung von Leid“ – Im Leid dankbar zu sein, ist eine große Herausforderung und doch gelingt es Menschen. Das Buch gibt Impulse aus der Theologie, die die Gottesbeziehung im Angesicht von Leid stärken können.
  • Werner May: „Anleitungen zum Staunen“ – Staunen können ist ein wichtiger Schlüssel für Dankbarkeit.

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