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Grenzen – ein Geschenk für mich

Wie klingt das in Ihren Ohren: Grenzen – ein Geschenk für mich?

Aktuell wahrscheinlich positiver als vor ein paar Monaten. Denn der Krieg in der Ukraine führt uns im Großen vor Augen, was es bedeutet, wenn jemand Grenzen überschreitet, und was es bedeutet, durch eine akzeptierte Grenze geschützt zu sein.

Im bisherigen Alltag kannte ich es auch, dass Grenzen nicht unbedingt einen guten Ruf hatten, weil sie etwas vorenthalten, weil etwas nicht erreichbar ist, weil sie trennen, willkürlich erscheinen oder Strafe droht, wenn man sie überschreitet…

Doch wo Grenzen ganz fehlen, wurde schon immer deutlich, dass sie uns nicht in jedem Fall überflüssigerweise einengen, sondern dass wir bestimmte Grenzen brauchen. Sie geben uns Orientierung, wo der Weg verläuft, wie weit wir gehen können und wo wir besser Halt machen. Sie schützen uns vor Übergriffen, geben uns einen sicheren eigenen Raum, aus dem heraus wir mit anderen in Kontakt treten können oder die Türe schließen, aus dem heraus wir gestalten, was wir können und wollen und was nicht. Und ebenso dem anderen in dessen sicherem Raum zugestehen, was er will und was nicht.

Grenzen haben einen inneren Sinn.

Und dieser Sinn wird erfüllt, wenn sie nicht starr und um ihrer selbst willen da sind, sondern wenn sie geachtet werden, um menschliche Lebensräume zu schützen und zwischenmenschliche Beziehungen zu gestalten. Für jeden Einzelnen. Für Gruppen. Für Orte. Für Länder.

Es geht um die Menschen, um den Sinn der Grenze für den anderen und mich und unser Zusammenleben. Wir opfern den Menschen nicht für die Grenze, für eine Regel oder ein Prinzip. Grenzen sollen dienen, aber sind kein Selbstzweck. In jeder konkreten Beziehungssituation kann es erforderlich sein, die dafür passende Grenzgestaltung erst herauszufinden, denn sie kann jeweils etwas anders aussehen, um den eigentlichen Sinn zu erfüllen.

Auch Gott geht es in seinen Geboten, mit denen er Grenzen aufzeigt, um deren Sinn. Seine Grenzsetzungen sind Ausdruck seiner Liebe.

„Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus.“ (2 Mose 20,17) – „Gib dem, der dich bittet…“ (Mt 5,42) – „Und richtet nicht, so werdet ihr auch nicht gerichtet.“ (Lk 6,37) …

Ich halte mich an diese Gebote, weil ihr Sinn mir wertvoll ist.

Agnes May (26.04.2022)

Zum Weiterlesen oder -hören…

  • Die Gedanken sind dem letzten eMagazin ge|halt|voll 10.1 “Lebendige Grenzen” entnommen.
    Das ganze Magazin mit Beispielen, Hintergründen und kreativen Zugängen kostenlos auf https://www.gehaltvoll-magazin.de/
  • Im Vortrag „Mit Grenzen konfrontiert“ setzt sich Georgia Mix damit auseinander, dass Grenzen keine Endstation sind und wie man die Fülle des eigenen Landes entdecken kann.
    Aufzeichnung des Internetvortrags vom 17.03.2022, zu beziehen als Download in unserem Shop