Manipulation ist schnell passiert…

c: Yomare auf Pixabay
Was ist eigentlich Manipulation und wann genau fängt sie an? Diese Frage höre ich oft und stelle sie mir auch selbst immer wieder. In der eigenen Familie, bei der therapeutischen Arbeit mit Klienten, in Besprechungsrunden … in vielen Situationen wollen wir Einfluss nehmen und unsere guten Ideen an den Mann oder die Frau bringen. Oft ist das verknüpft mit dem Gefühl, dass wir meinen zu wissen, was richtig ist: was die richtige Lösung für das Problem und der richtige Weg für den Menschen ist, der uns am Herzen liegt. Wir haben ein Anliegen, wir wollen jemanden bewegen – ob zu seinem oder zu unserem Besten ist nicht immer eindeutig zu klären.
Was ist Manipulation?
Menschen zu bewegen, zu motivieren und zu gewinnen ist eine großartige Fähigkeit und viele Menschen lassen sich überraschend gern bewegen und motivieren. Jeder von uns wird beeinflusst und beeinflusst andere. Die Einflussnahme an sich ist also nicht das Problem – sondern eine bestimmte destruktive Sonderform: die Einflussnahme mit unlauteren Mitteln. Das ist die kürzeste und griffigste Definition, die ich für den Begriff „Manipulation“ gefunden habe.
Eine weitere anschauliche Definition gibt Jörg Berger (2015, S.7):
Unter dem Begriff Manipulation „…lassen sich alle Verhaltensweisen zusammenfassen, die andere auf unfaire Weise beeinflussen: drohen, erpressen, verführen, täuschen, dominieren oder ein schlechtes Gewissen machen. Wer manipuliert wird, lässt geschehen, was er nicht will oder tut sogar etwas, das er nicht will. Manipulation weckt häufig ein Gefühl von Angst oder Druck, weil es wirkt als könne man sich der Beeinflussung eines anderen nicht entziehen.“
Der “einfacherer und schnellere Weg”…
Es scheint leider oft so zu sein, dass die „Einflussnahme mit unlauteren Mitteln“ als der einfachere und schnellere Weg zum Ziel eingesetzt wird. Mit Menschen auf Augenhöhe verhandeln, Konflikte offen ansprechen, eigene Bedürfnisse äußeren (um ein paar „lautere“ Mittel aufzulisten), scheint mit mehr Anstrengung verbunden, denn dann mache ich mich verletzlich und muss womöglich ein Nein akzeptieren. Ich spiele dann mit offenen Karten und gebe meine Ziele zu erkennen. Der andere kann erkennen, worauf ich mit ihm hinauswill und bekommt Raum zu prüfen, was er selbst will.
Kurz gesagt: Bei der gesunden Einflussnahme übernehme ich Verantwortung für die Entscheidungsfreiheit meines Gegenübers. Wenn dann noch ein Machtgefälle hinzukommt, weil ich in einer bestimmten Position spreche (als Vorgesetzte, Therapeutin, Seelsorgerin, Gemeindeleitungsperson) muss das ebenfalls im Auge behalten werden.
Bei der Manipulation versuche ich zu verschleiern, dass es überhaupt möglich ist, eine freie Entscheidung zu treffen oder ich übe Druck auf die Wahl aus: Zeitdruck, Erwartungsdruck, emotionalen Druck.
Sich selbst prüfen
Wenn wir sehr überzeugt sind, von dem Guten, das wir im Sinn haben, kann unser Einfluss auf andere manipulativ werden ohne dass wir das selbst beabsichtigen oder merken.
Deshalb muss die Freiheit des Anderen immer ein Wert bleiben, der ganz weit oben steht und sich nicht hinten anstellen muss hinter all unseren anderen Werten und Anliegen.
Denn unsere Freiheit, etwas zu wollen und zu bewegen, ist genauso wichtig, wie die Freiheit des Anderen, das Selbe zu prüfen und zu entscheiden.
Gemäß unserer Jahreslosung: „Prüfet alles und behaltet das Gute!“ muss meinem Mitmenschen der nötige Raum zum Prüfen auch gewährt werden.
Wenn Sie dieses Thema weiter mit uns vertiefen wollen, können Sie das mit uns zusammen tun auf unserer kommenden >>> Online Fachtagung im Februar 2026 zum Thema „Toxische Beziehungen“ und Manipulation. Sie sind herzlich eingeladen.
Ihre Monika Heß
Mehr zu dem Thema hören Sie auch im >>> Podcast mit Monika Heß
Literatur: Berger, Jörg. 2015. Stachlige Persönlichkeiten. Wie Sie schwierige Menschen entwaffnen. Francke Verlag