Glaube, Psychologie, Leben

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Wie spreche ich eigentlich mit mir selbst?

Haben Sie sich schon mal dabei zugehört, welche Gedanken am Morgen im ersten Moment des Aufwachens in Ihren Sinn kommen? Gibt es da eine Art innere Begrüßung? Und wie klingt diese? Ist sie freundlich und warm oder ist es mehr ein antreibendes, ungeduldiges Auffordern, schnell aufzustehen und in die Gänge zu kommen? Was sagt Ihre innere Stimme, wenn Ihnen ein Missgeschick passiert, etwas nicht gelingt oder kaputtgeht?

„So ist es.“

Die Art, mit sich selbst umzugehen, unser inneres Selbstgespräch, ist uns sehr vertraut, läuft oft halbbewusst ab und kommt uns absolut selbstverständlich und auch richtig und angemessen vor.

Wir kennen es nicht anders. Es wurde geprägt davon, wie unsere nahen Bezugspersonen mit uns umgegangen sind (und wie sie mit sich selbst umgegangen sind). Unsere inneren Stimmen sind unter Umständen deckungsgleich mit ihren Stimmen. Das kann gut für uns sein, wenn es liebevolle und förderliche Stimmen waren. Allerdings auch belastend und krankmachend, wenn es abwertende und fordernde Worte waren.

„Ist es so?“

Erwachsen und eigenständig zu werden heißt, auch dieses innere Selbstgespräch genauer unter die Lupe zu nehmen. Erst mal gewahr werden, was sich da in mir abspielt, wie ich mit mir selber umgehe und wie ich die Welt um mich herum bewerte. Und dann zu prüfen, wo genau bestimmte Aussagen und Meinungen herkommen, ob ich sie beibehalten oder etwas Neues lernen und glauben will.

Die Bibel sagt uns, dass es normal ist, sich selbst zu lieben, dass wir wertvoll sind und mit Würde ausgestattet. Gehen wir dementsprechend mit uns selbst um? Sind wir gnädig mit uns, gütig und versorgend? Ich denke, dass wir an den Inhalten unserer Selbstkommentare erkennen können, wie tief uns das wirklich schon ins Herz gerutscht ist.

Bewusst auf meine inneren Selbstgespräche achten

Um da weiter voranzukommen, können Seelsorge und Beratung helfen. Der Seelsorger kann mir helfen zu erkennen, dass bestimmte Bewertungen in mir vielleicht nicht hilfreich oder ergänzungsbedürftig sind. Es kann manchmal länger dauern, alte, vertraute Pfade zu verlernen und wirklich etwas Neues zu glauben. Auch da hilft mir ein Mensch an meiner Seite, der mich gut kennt. In der Psychologie gibt es hilfreiche Methoden, Bewertungen (auch Kognitionen genannt) bewusst zu machen und zu hinterfragen. Es ist schon ein großer Gewinn, wenn sie nicht mehr automatisch und halbbewusst ablaufen. Dann kann ich Freiheit wahrnehmen und bin nicht mehr das Objekt, sondern der Beobachter meiner Gedanken. Ich bin ihnen dann nicht mehr einfach ausgeliefert, sondern kann sie lenken und unter Umständen zurückweisen.

Gott spricht mir Freiheit und seine Liebe zu.

Das ist auch das, was die Bibel meint, wenn sie sagt, dass wir darauf achten sollen, woran wir glauben. Wir sind aus Gottes Sicht frei und entscheidungsfähig darin, welche Bewertungen wir glauben, welchen Kognitionen wir Raum geben.

Und es gibt diese große und feste Zusage, dass wir Geliebte sind und dass es möglich ist, daran zu glauben und dementsprechend mit sich selbst umzugehen. Das ist viel mehr als einfach nur positiv zu denken.

Monika Heß (Februar 2024)

 

Bildnachweis: pexels-cottonbro-studio-6491675