Glaube, Psychologie, Leben

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Gott nicht auf die Nerven gehen?

Spreche ich in Seminaren das erste Mal über das Hören auf Gott, begegne ich immer wieder der Skepsis: Sollte Gott sich tatsächlich für meine persönlichen kleinen Alltagsanliegen interessieren? Ist er nicht genug mit dringenden weltpolitischen Fragen und großen Problemen beschäftigt? Man darf ihn nicht behelligen, sicher wäre er genervt oder gereizt und würde erwarten, dass man doch bitte einschätzen könne, was wichtig genug ist, um es vor ihn zu bringen. Ja, Gott sei über die Maßen beschäftigt mit den Problemen vieler anderer Menschen. Es sei also nur vernünftig, „ihn in Ruhe zu lassen“.

Unser Vorbild: begrenzte Eltern

Ich glaube, hinter diesen Gedanken stehen oft Erfahrungen aus unserer Kindheit: der vielbeschäftigte Vater, die Mutter, die in Gedanken woanders ist. Wir haben gelernt, dass wir Rücksicht nehmen sollen und dass Eltern –  manchmal sehr schnell, manchmal berechtigt – überfordert sein können.

Wenn wir diese Erfahrungen auf Gott übertragen (man nennt das Anthropomorphismus), schreiben wir Gott menschliche Eigenschaften und in diesem Fall menschliche Begrenztheit zu.

Gott hat mehr Hände als unsere Mutter…

Meine menschliche Mutter hatte nur zwei Hände, ihre Ressourcen waren begrenzt. Aber das heißt nicht, dass Gottes Ressourcen für mich und alle seine Kinder ebenso begrenzt sind wie die meiner Eltern!

Ich muss mir Gott auch nicht mit meinen Geschwistern teilen. Es gibt bei ihm für alle ausreichend und überfließend genug. Niemand muss sich anstellen oder nur von Ferne zuschauen.

Solchen Anthropomorphismus dürfen wir loslassen.

Gott lädt uns ausdrücklich ein, zu ihm kommen.

Gott ist unbegrenzt. Es wird ihm nie zu viel mit uns. Er will an unserem Leben teilhaben und auch die kleinsten Alltagsthemen interessieren ihn noch, weil er an uns interessiert ist.

Was wir bei Menschen als Bedrängen und unhöfliches Stören bezeichnen würden, das dürfen wir bei Gott. Dazu lädt uns Jesus ausdrücklich ein. Nachzulesen im Gleichnis vom bittenden Freund in Lukas 11, 1-13:

„Denn wer bittet, wird erhalten. Wer sucht, wird finden. Und die Tür wird jedem geöffnet, der anklopft.“

Ja, Gott selbst ruft uns an, wie wir schon im Blog vom Februar geschrieben haben.

Monika Heß